Der Einheit Oberwinter wurde kurzfristig ein für den Abriss vorgesehenes Haus zum Üben zur Verfügung gestellt. Außer Fenster einschlagen und Keller fluten war alles erlaubt – an dieser Stelle dem Eigentümer Jan Hufnagels ein herzliches Dankeschön!
Dieses einmalige Angebot wurde an sechs Tagen begeistert und mit großer Resonanz angenommen. Anfangs noch in kleinen Gruppen, wurde am Wochenende mit fast allen aktiven Mitgliedern der Einheit intensiv geübt. Die Übungen fanden alle unter Einhaltung der Corona-Regeln statt: im Freien wurde auf den richtigen Abstand geachtet, die Fahrzeuge wurden mit so wenig Personen wie möglich besetzt, außerdem wurden in den Fahrzeugen konsequent FFP2-Masken getragen.
Die Übungsmöglichkeiten an dem leerstehenden Haus schienen fast unerschöpflich: von „einfachen“ Grundtätigkeiten (Vornehmen der Steckleiter, Knoten, Fensteröffnungen) über Schlauchmanagement bis zum Bereich Atemschutz konnte alles intensiv geübt werden.

Besonders die Steckleitern kamen häufig zum Einsatz: es konnte ein Balkongeländer überstiegen werden; außerdem wurde der Einstieg von der Leiter aus in kleine Fenster sowie das Betreten des Daches und der Transport eines vollen C-Schlauches auf der Leiter geübt – dies stellte für den einen oder anderen Feuerwehrangehörigen eine Überwindung dar.
Außerdem wurde unter Einhaltung der UVV das Abseilen und Selbstretten geübt.

Der Bereich Atemschutz nahm in diesem „Übungsmarathon“ eine herausragende Rolle ein: das korrekte Anlegen der Atemschutzausrüstung wurde unter den wachsamen Augen des Atemschutzgerätewartes trainiert, anschließend suchten zwei Trupps unter PA eine verletzte Person in dem Haus. Erschwert wurde den Trupps die Suche durch ihre verdeckten Visiere, um eine Sichteinschränkung durch Brandrauch zu simulieren. Ein in „Notlage geratenes“ Mitglied des Angriffstrupps musste außerdem von den Kameraden mit der Ausrüstung aus der Notfalltasche gerettet werden.
Am folgenden Tag wurde das Auffinden und Retten einer verletzten Person aus dem Haus geübt, das diesmal mit Hilfe der Nebelmaschine „verraucht“ wurde. Hierbei kam auch der Überdruckentlüfter zum Einsatz.
Der letzte Übungstag wurde von den Übungsleitern besonders aufwändig gestaltet: das Haus wurde wieder mit der Nebelmaschine verraucht, mit Pyrotechnik wurden mehrere Explosionen simuliert, außerdem wurden als Gefahrstoff gekennzeichnete Behälter mit Flüssigkeiten im Haus deponiert. Zwei Trupps unter PA verschafften sich über die Steckleiter durchs Fenster bzw. mit Ziehfix durch die versperrte Haustür Zugang zum Haus, suchten, fanden und retteten eine vermisste Person (Dummy).
Währenddessen rüstete sich ein weiterer Trupp mit Chemikalienschutzanzügen aus, lokalisierte die Flüssigkeitsbehälter und füllte diese sachgerecht um. Hierbei stand der Gerätewagen Gefahrgut im Vordergrund, der der Einheit Oberwinter erst seit neun Monaten zur Verfügung steht.

Da dies die ersten gemeinschaftlichen Übungen nach beinahe sechsmonatiger Corona bedingter Zwangspause waren, blieben Fehler natürlich nicht aus. Diese wurden im Anschluss an die Übungen stets konstruktiv besprochen, und gemeinsam wurden Lösungen und Verbesserungsvorschläge erarbeitet.
Alle Mitglieder der Einheit Oberwinter hoffen auf ein schnelles Voranschreiten der Impfungen, damit gemeinsames „Üben, Üben, Üben“ wieder regelmäßig und möglichst uneingeschränkt stattfinden kann.
Vielen Dank an die Übungsleiter und Gerätewarte, die die Übungen mit großen Aufwand vor- und nachbereitet haben!

Autor: M. Scheidler
Bilder: T. Schlemmer